Mittwoch, 17. September 2008

Huge Workload

Vorerst möchte mich entschuldigen. Aufgrund des immensen Arbeitsaufwands und der schlichtweg fehlenden Zeit war es mir nicht möglich, einen neuen Blogeintrag zu verfassen. Allerdings werde ich nun versuchen die letzten zwei Wochen so gut es geht Revue passieren zu lassen. Die wichtigste Nachricht: Internship bei AeA gesichert. Sehr gut. But first things first.

Anfang letzter Woche bekam unsere Klasse Besuch von Michele Levi, CBS und Fernando Suarez, CNN. Beides ihres Zeichens junge Journalisten, die in den Politabteilungen ihrer jeweiligen Sendergruppe arbeiten und die demokratischen und republikanischen Conventions bearbeitet haben. Beide erzählten von ihrer Arbeit allgemein und den Karrierestufen, die sie bis jetzt hinter sich gebracht haben. Klassischerweise gehört dazu der Anfang als absolut winziger Fisch, und wenn man Talent und Glück hat und Hartnäckigkeit beweist, bekommt man vielleicht die Chance einen Schritt auf der Leiter zu steigen. "But it's a hack of work."
Im Anschluss hörten wir einen Vortrag von Lindsey Bomar, ehemalige Semesterstudentin und jetzt Mitarbeiterin in der McCain-Palin Kampagne im Frauencommittee. Sie hat ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert und sich auch verplappert, was sie genau gesagt hat will ich hier nicht schreiben, es könnte zu Verwirrungen kommen, allerdings bin ich gern bereit es den Leuten per Email mitzuteilen, wenn Bedarf besteht. Insgesamt war sie allerdings bisher die schwächste aller RednerInnen und konnte nur wenig Neues und so gut wie nichts substanziell Neues beitragen. Im Großen und Ganzen ging es prinzipiell nur um die typischen Politfloskeln, warum McCain-Palin wohl doch das bessere Duo als Obama-Biden sei.

Am Dienstag fand eines der Highlights statt. Der Besuch in den Redaktionsräumen der Washington Post und ein Gespräch mit drei Journalistinnen der Lokalabteilung. Noch nie habe ich so ein großes, aber gleichzeitig enges und vollgepacktes Büro gesehen. Fotos waren leider nicht erlaubt, es war jedoch auf jeden Fall sehr beeindruckend so etwas zu sehen und gerade vor dem Hintergrund des Buches das ich gerade lese (Woodward, Bernstein: All the President's Men) ist es "even more impressive" Einblick in diese heiligen Hallen zu bekommen. Auf dem Weg vorbei an der Toilette fiel uns Chuck Lane in die Arme. Wohl einer der bekanntesten und renommiertesten Journalisten des Landes und Hauptperson im Journalistenfilm "Shattered Glas" den wir uns in der Woche zuvor angesehen haben. Eine der bereits erwähnte Lokaljournalistinnen hat früher in der internationalen Abteilung gearbeitet. Sie war es, die vor einigen Jahren den Murat Kurnaz Fall aufgedeckt hat. Ihr, wie sie gesagt hat, beruflich gesehen größter Erfolg. Es war spannend zu sehen, welche Person hinter einer Sache steckt, die beinahe der halben führenden politischen Elite der Bundesrepublik den Kopf gekostet hätte.

Am Mittwoch war Anuj gupta zu Gast, seines Zeichens Regionalkoordinator der Obama-Biden-Campaign in Virginia. Ebenfalls wie Obama Absolvent der Harvard-Law-School und gerademal 26 Jahre jung, ist es seine Aufgabe Wahlveranstaltungen zu organisieren, Wählerkontakte zu knüpfen und das Heer von Freiwilligen zu befehligen, dass der Kampagne Untertan ist. Mit dem Angebot für einige Wochenende doch selber mit an der Kampagne teilzunehmen, sprach er über seinen bisherigen Werdegang, seinen Beruf und natürlich über wahlkampfpolitische Themen und warum Herr Obama denn der bessere Kandidat als Herr McCain wäre. Etwas instrumentalisiert zwar, aber dennoch interessant und unterhaltsam, weil es endlich mal jemand war, der in unserem Alter ist, sich ähnlich kleidet und "einer von uns ist".
Am Donnerstag und Freitag hatte ich meine ersten beiden Praktikumstage bei der AeA. AeA steht für American Electronics Association und es handelt sich dabei um eine amerikanisch Lobbyistenfirma, die für Kunden wie Microsoft, Google, Dell, Motorola, IBM, Intel, Infineon, Yahoo! etc Lobbyarbeit im Kongress macht. Das Büro ist im "Regierungsviertel" in der Pennsylvania Avenue zwischen Kongress und Weißem Haus in einem repräsentativen Bürogebäude. Untergebracht bin ich dort im Department for Domestic Policy und werde mich also mit Gesetzes- und Politikentwicklungen auf nationaler Ebene beschäftigen, sofern Kunden davon betroffen sind. Naja die Realität sieht bislang anders aus. Ich muss ganz viel Research machen und Exel Tabellen erstellen. Allerdings darf ich auch zu den Business Meetings mit den Geschäftsmännern und Lobbyisten, es gibt gratis Kaffee und Donuts und ich habe gelernt, dass wenn ich mich vorstelle ich immer sagen muss: Florian Linz, AeA! Und zwar deshalb weil ich, wie es mein chef gesagt hat, "jetzt an Bord bin"... Naja.




Am Samstag war Relaxing angesagt. Ich war nur kurz mit hans bei einem Basketballevent im Verizon Center. Leider waren wir zu spät und alle A-promis (zum Beispiel Ervin "Magic" Johnson) waren schon wieder weg. Am Sonntag habe ich mit Nils das Jefferson Memorial besucht. Zu sehen ist es auf einem der unteren Bilder vom Washington Monument aus.



Am folgenden Montag war wieder ein strammes Class-Program angesagt. Los gings morgens um kurz vor neun. Tim McCaughan, CNN Produzent für Berichte über das Weiße Haus war zu Gast. Ein äußerst interessanter Mann, arbeitet er doch beim Fernsehen, jedoch hat er eine Krankheit die es im unmöglich macht Mimik einzusetzen. Der Mann hat keinen Gesichtausdruck und kann nur sehr schwer lachen oder den Mund verziehen, ganz zu schweigen von Emotionen die Mann über die Augen vermittelt. Er erzählte von seinem Alltag und was man als guter Fernsehjournalist braucht um im Alltag bestehen zu können. Für ihn ist es vor allem deshalb schwierig, weil er eigentlich ein lustiger Mensch ist, ihm man das aber nicht abnimmt, weil er immer den selben, ernsten Blick hat.

Im Anschluss hörten wir einen Vortrag von Emily Yoffe, einer Internetjournalistin die für www.slate.com Kolumnen schreibt. Zum Beispiel diese hier oder diese oder diese. Sie war (nicht nur optisch) das genaue Gegenteil zu McCaughan, nämlich eine furchtbar energische und vor Elan sprühende Person, die voller Witz und Tatendrang in ihren Texten von ihrem Leben und dem Leben anderer erzählt.

Am Dienstag waren wir zu Besuch in der Senate Press Gallery, das heißt den Presseräumen des Senates der Vereinigten Staaten. Joe Keenan, der Chef der Pressegallerie und Tom Ferraro, Kongress-Korrespondent von Reuters International waren unsere Guestspeaker und plauderten ein wenig aus dem Nähkästchen. Es ging hauptsächlich um die Auswirkungen von 9/11 auf das Verhältnis von Kongress und Presse beziehungsweise um das Spannungsverhältnis der beiden Berufsfelder der Guestspeaker. Im Anschluss durften wir einer echten Senatssitzung beiwohnen. Das hätte spannend sein können, leider waren von hundert möglichen Senatoren jedoch nur 2 im Sitzungssaal anwesend und deren Englisch war so unverständlich, dass es äußerst schwierig war, überhaupt das Thema der Aussprache zu erfahren. Naja. Zum Mittagessen waren wir in der Kongresskantine und haben Cheeseburger und French Fries gegessen, das war interessanter.


Am Nachmittag waren wir beim Washingtonian Magazine zu Gast. Dem wohl besten, bekanntesten und Auflagenstärksten Stadtmagazin der USA. Die Auflage erreicht 160.000 Exemplare monatlich bei einer Einwohnerzahl von circa 500.000. Das ist enorm. Der Chefrdakteur und die Herausgeberin referierten über das thema Wochen- und Monatsmagazine, deren Inhalte, Gestaltungsoptionen und Möglichkeiten der Kundenbindung. So gibt es zweimal im jahr ein großes Restaurantesten im Magazin. Sämtliche Restaurants werden nach ihrer güte bewertet und es ist wohl schon vorgekommen, das durch schlechte Bewertungen im Magazin, manche Restaurants einen großen Teil ihrer Kunden verloren haben. Das Washingtonian Magazine ist also eine einflussreiche "Institution" hier und man sollte lieber aufpassen, dass man nicht einem der Mitarbeiter ein schlechtes Essen kocht.
Der Mittwoch war vollgepackt mit Vorträgen. Zuerst war morgens Dave Martin dran. CBS-TV Korrespondent im Pentagon. Er schreibt Artikel über "Issues of National Security", hat aus dem Irak und Afghanistan berichtet und ist Preisträger zahlreicher Journalistenauszeichnungen.
Direkt danach waren wir bei Carolyn McCarthy, einer Kongressabgeordneten aus new York eingeladen. Sie ist die Hauptgegenerin der Waffenlobbyisten der National Rifle Association im Kongress und stärkste Verfechterin der Einschränkung des Rechts auf Waffenbesitz in den USA. Der Grund dafür liegt in ihrer Biografie, wurde doch ihr Ehemann vor knapp 12 Jahren in der U-Bahn in New York wahllos von einem Verrückten erschossen. Auch der damals sechs jährige Sohn wurde getroffen, überlebte die zahlreichen Schussverletzungen im Kopf auf wundersame Weise, ist jedoch heute schwer behindert und der kopf besteht zu einem großen Teil aus Stahlplatten. Nach dieser zäsur hat sich die ehemalige Republikanerin auf einen demokratischen Kongressplatz in New York beworben, prompt die Wahl gewonnen und ist heute eine der führenden Politikerinnen der Nation "on gun legislation". In ihrem Vortrag ging es eher um ihren Alltag als Politikerin und weniger um substanzielle politische Fragen, dennoch war aber gerade das einer der bisherigen Höhepunkte des Semesters.


Wieder zurück am Tenley Campus sprach Scott Armstrong, ein sehr bekannter Journalist ("a living investigative journalism legend") und Co-Ermittler der Washington Post bei der Watergate-Affäre während der Nixon-Regierung. Dieser Vortrag war für mich jedoch relativ sinnlos. Der Mann war alt, scheinbar Alkoholiker, hatte eine unverständliche, weil sehr leise und kratzige Stimme und über meinem Kopf lief die Air Condition auf Hochtouren. So konnte ich meist nicht entziffern was er uns sagen wollte und wenn es mir dann doch einmal gelang, habe ich den Zusammenhang nicht verstanden. Naja Schwamm drüber, es gab schon besseres.

Donnerstag und Freitag war wieder Internship angesagt. Viel Research und PC Arbeit. Das Highlight war jedoch der Besuch des "Senior Economic Policy Advisor" von John McCain in der Firma, also der Mann, der Mister McCain sagt, was er auf wirtschaftspolitische Fragestellungen antworten soll und dessen Aufgabe es ist, den amerikanischen Wählern wieder mehr vom (vermeintlichen) Wirtschaftsaufschwung in die Tasche zu bringen. Als Professor für Economics muss er ja wissen wie das geht. Alle anwesenden Mitarbeiter haben beim Meeting ihre Businesscards in einen behälter gegeben um ein bisschen Networking zu betreiben und im Falle eines Wahlsieges schon einen direkten Draht zur Regierung zu haben (naja so sind Lobbyisten scheinbar). Leider habe ich keine Businesscard... kein Kontakt zur US-Regierung also für mich. Naja schade.

Samstag Nachmittag war ich mit Nils auf dem Washington Monument und konnte bei herrlichem Wetter über die ganze Stadt blicken. Fotos gibt es natürlich auch. Danach waren wir beim Vietnam Memorial und offensichtlich muss eine Art Veteranentag gewesen sein, weil viele alte Männer vor dem Gedenkstätte standen und nach Namen gesucht haben. Angehört habe ich mir einen Vortrag von einem Vietnam-Veteran über die Geschichte des Krieges und das Memorial selbst. Mir war nicht ganz klar, dass der Krieg tatsächlich von 1955 bis 1975 gedauerrt hat. Der erste Soldat ist allerdings erst 1959 gestorben. Daraus ergibt sich, weil der letzte Tote erst 18 war, dass dieser Soldat zum Zeitpunkt des Todes des ersten erst zwei jahre alt war und sich die USA somit quasi eine ganze Generation im Krieg befand. Ergreifend ist nicht nur die Auflistung aller circa 58.000 Namen von verstorbenen Soldaten, sondern vor allem die persönlichen Dinge wie Briefe und Bilder, die immer wieder von Angehörigen niedergelegt werden. offen sichtbar schreibt zum Beispiel eine alte Frau, wie sehr sie doch ihren Freund von damals vermisst und sie es eigentlich nie verwunden hat ihn gehen zu sehen und später von seinem Tod zu hören. Nach einem längeren Fussmarsch sind wir dann am Pentagon angekommen und haben uns das Memorial für 9/11 angeschaut, das vorige Woche eingeweiht wurde. Es ist schon komisch zu wissen, dass man nun genau an dem ort ist, wo alles passiert ist und man sehen kann wie stark sich die Gebäudefarbe zwischen alten und neuen Steinen im Pentagon an der Absturzstelle unterscheidet.


Heute waren wir beí der wohl amerikanischsten aller Sportarten. American Football. Washington Redskins gegen Arizona Cardinals. Es ist unbeschreiblich, in das Stadion passen circa 100.000 Menschen und auf dem parkplatz wird schon einen Tag vor dem Spiel gegrillt und gezeltet. Es ist wie auf einem Volksfest. Wir hatten zwar leider nur Karten in der vorletzten Reihe des vierten Stockwerks, also ungefähr 100 Meter vom Spielfeld weg, aber dennoch war die Atmosphäre gigantisch. Ein absolutes Muss für jeden Amerika-Besucher.


Sonst gibt es bislang nicht recht viel neues. ich denke auch, dass das jetzt auch genug war. In der kommenden Woche versuche ich etwas regelmäßiger und aktueller zu schreiben, versprechen kann ich jedoch nichts.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hey,
studiere auch an der AU Journalism. Wenn Du mal Lust auf nen Kaffee hast, melde Dich einfach.
Beste Grüße,
Manuel