Donnerstag, 9. Oktober 2008

Exciting Time.

Puh jetzt ist endlich wieder Zeit für ein Update. Die letzten Tage waren wahnsinnig aufregend und spannend. Ich werde weniger über das schreiben was wir mit dem Kurs gemacht haben. Um ehrlich zu sein gibt es da auch momentan nicht allzuviel zu sagen. Ich fange einfach mal an, nicht chronologisch.

Die besten Sachen die es über den Kurs zu erzählen gibt sind, dass wir einem Besuch bei National Geographic gemacht haben und als Redner den Dokumentarfilmproduzenten John Bredar hatten, der bereits mehrere Emmys mit seinen Arbeiten gewonnen hat. Es wurden faszinierende Aufnahmen von Weißen Haien gezeigt, von Löwen, Dokumentationen über bestimmte Menschen wie den Hausmeister des Weißen Hauses, der seit Kennedy dort arbeitet, historische Portraits und mehr. Dabei konnte man seine kindliche Neugier in den Augen erkennen und man wusste, dass er ein Mensch ist, der sich für alles interessiert. Sehr faszinierend. Deswegen habe ich mich umentschieden und werde mein Profile jetzt auch über ihn schreiben. Ich hoffe das klappt so wie ich es mir vorstelle.

Außerdem waren wir bei NBC und durften bei den Mittagsnachrichten live im Studio dabei sein. Wir waren direkt hinter den Kameras während die beiden Moderatorinnen (die eine hieß
Barbara Harrison) über die neuesten Ereignisse in der Welt berichteten. Es war sehr beeindruckend und vor allem zu sehen wie unglaublich stark geschminkt die beiden waren war witzig. Sie sahen sehr komisch aus, im Fernsehen jedoch total normal. Wir haben eine Führung durch sämtliche Redaktionsräume gemacht und einen Einblick in die Fernsehproduktion bekommen. Wie wird gedreht, wie wird geschnitten etc.

Stark war auch ein Besuch in der Redaktion von politico.com, einer Art modernem Hybridmedium aus Fernsehen, Zeitung und Internet. Verschiedene Redakteure haben Vorträge gehalten, besonders toll war jedoch die Geschichte von James Kotecki, einem Videoclipproduzenten, auf den die Redaktion durch seine YouTube Videos aufmerksam wurde. In seinem Studentenzimmer an der Georgetown University gab er Politikern filmische Ratschläge wie sie ihre Werbespots und TV Auftritte verbessern könnten. Diese satirischen Videos waren bei den Usern so beliebt, dass sich der Name Kotecki rasend schnell verbreitet hatte und er jetzt für eine Politredaktion witzig satirische Wochenrückschauen produziert. Eine Art Oliver Pocher für Politik irgendwie.


Michael Isikoff, der "Enthüller" der Lewinsky Skandals der Bill Clinton beinahe das Amt gekostet hat war ein weiterer Höhepunkt der letzten Wochen. Er hat ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert, was es alles braucht um investigatib tätig zu sein und wie es so ist, in der Clinton Familie sehr unbeliebt zu sein. "It makes me very proud." Er hat auch sein neues Buch vorgestellt. "Hubris", eine Art Abrechnung mit der Bush Regierung. Ich hab es mir gleich vor Ort gekauft und signieren lassen.

Akademisch standen die letzten Wochen ganz im Zeichen meiner Arbeit am Newsfeature. ich habe einen Artikel über das öffentliche Schulsystem in Washington DC und der USA generell geschrieben. Dafür hab ich mich mit verschiedenen Leuten zusammengesetzt. Unter anderem mit einem Highschool Direktor, mit Lehrern, ich habe mit Schülern gesprochen und mit Eltern und habe verschiedene Statistiken recherchiert. Ich werde den Text hier veröffentlichen sobald er korrigiert zurück ist. Vorausgesetzt die Note ist gut. ^^
Ein weiteres Highlight war, dass mir mein Arbeitgeber die Möglichkeit gegeben hat zur Kongressabstimmung über den Bailout-Finanz-Plan zu gehen. Mit meinen Bürokollegen Hamid war ich im Repräsentantehaus als über die Fianzierung debattiert wurde und letztlich erfolgreich dass 700-Milliarden-Dollar Programm abgesegnet wurde. Ich war also bei einer wirklich historischen Entscheidung dabei, die jetzt vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen ja mehr oder weniger sang und klanglos verpufft ist. Dennoch: Ich war bei der Bailout-Abstimmung.

Das war es eigentlich schon aus "universitärer" Sicht für die letzten Tage. Nun komme ich zum Bericht über meinen Aufenthalt in New York und Philadelphia.

Was soll ich sagen? New York New York.... Eine einfach unglaubliche Stadt. Ich habe selten etwas so gigantisches und überwältigendes gesehen wie dort. Einfach unglaublich faszinierend. Ich schreibe am besten einfach erstmal alles was ich gesehen habe: Times Square, Freiheitsstatue, Queen Mary II, Ground Zero, Wall Street, Lennon Memorial, Central Park, Empire State Building, Hafen, Manhattan- und Brooklyn Bridge, Beacon Theatre, Chinatown, UNO, Hard Rock Café, Häuserschluchten, Roof-Top-Party, Homeless schlafend in Pappkartons, SoHo, Yoko Onos Haus vor dem Lennon erschossen wurde, das hotel von "Kevin allein in New York" und und und.



Am Freitag sind Hans, Vera und ich nach der Arbeit mit dem Chinatownbus von Washington nach New York gefahren. Etwa um zehn angekommen haben wir uns direkt vom Hostel (Upper East Side) zum Times Square aufgemacht. Man versinkt in den Menschenmassen, in den Lichtern, in den Taxis, in den Häusern... Man fühlt sich plötzlich so klein. Alles erscheint zu groß, zu unfassbar, zu viel, zu grell, zu laut. Und genau das macht den Reiz aus. Noch nie vorher war ich an einem Ort der mich so schnell in seinen Bann gezogen hat und mich gleichzeitig in gewisser Weise so schnell abgestoßen hat. Wir waren im Hard Rock Café, im Virgin Mega Store, auf der 5th Avenue.

Am Samstag haben wir eine Touri-Busrundfahrt gemacht. 69$ für die Fahrt, den Zugang zur Aussichtsplattform des Empire State Building und der Schifffahrt zur Freiheitsstatue, über den Hudson- und den Eastriver. Ground Zero war um ehrlich zu sein weniger beeindruckend als gedacht. Eigentlich ist es nur eine riesige Baustelle. Aber zu wissen, dass man an dem Ort an dem alles passiert ist. lässt einen Schaudern. Man sieht Bilder verzweifelter Menschen, die aus Hochhäusern springen um nicht zu verbrennen. Im 9/11 Museum haben die Menschen angefangen zu weinen als die Bilder der zusammenstürzenden Türme über die Bildschirme liefen. Es war ein komisches Gefühl Bilder von "vermissten" Leuten zu sehen, ich selbst hatte ein bisschen mit den Tränen zu kämpfen um ehrlich zu sein. Danach war Wall Street angesagt. Auch im Moment einer der plätze wo "everything is happening right now". Die Börse war zwar natürlich leider am Samstag geschlossen, aber dennoch: Man sieht die Bilder so häufig in den Medien und jetzt ist man endlich mal "in Echt" da. Mit dem Bus ging es dann zu Pier 17 um mit dem Schiff zur Freiheitsstatue zu fahren. Entlang Manhattan Island, waren wir insgesamt eine gute Stunde bei schönstem Wetter unterwegs und die Insel mal von außen zu sehen ist auch toll. Die Gebäude scheinen dadurch noch größer zu werden und man bekommt erstmal einen Eindruck wie groß das gesamte Stadtgebiet eigentlich sein muss wenn man New Jersey und Brooklyn noch miteinbezieht. Wieder an Land sind wir wieder in den Bus gestiegen und haben unsere Rundfahrt fortgesetzt. Vorbei am UNO Gebäude war das nächste große Ziel das Empire State Building. Zum glück waren wir am späten nachmittag dort und die Schlange war nicht ganz so lang um auf die Aussichtsplattform zu gelangen. Wir mussten nur eine halbe Stunde anstehen. Oben angekommen wird man sofort vom Ausblick überwältigt. Das gebäude ist mittlerweile wieder das hächste der Stadt und die Aussichtsplattform im 86. Stockwerk is über sämtliche anderen Bauwerke erhaben. Leider hat meine Kamera dort oben den Geist aufgegeben, die Batterie war leer. Ich werde aber auf jeden Fall Bilder von den anderen auftreiben. Nachdem wir einen Abstecher zu Rockefeller Center und wieder zum times Square gemacht haben sind wir kurz zurück ins Hostel um uns für den Abend fertig zu machen. Wir sind ins Ten degrees im East village gegangen, einer kleinen Bar, wo Nils sich mit einer Freundin verabredet hatte. Diese hat uns vorgeschlagen danach auf eine Roof-Top-Party zu gehen. Also auf eine Party in einer Bar auf dem Dach eines Hochhauses, wo sich die Schönen und Reichen der Stadt selbst feiern. Gesagt getan. Es war wie im Film. Reiche Schnösel, schönheitsoperierte Frauen, teure Getränke, wunderbare Aussicht über die nächtliche Skyline (das Empire State Building im Hintergrund) und ich mittendrin. Irgendwie habe ich dieses "Flair" genossen, aber auf der anderen Seite sehe ich das ganze auch kritisch. Oben die Reichen, unten in der Straße die Armen und man verliert bei solchen Dingen doch sehr schnell den Überblick und den Sinn für die Realität. Ich jedenfalls war irgendwie schon froh wieder unten zu sein am Schluss. In etwa gegen vier Uhr morgens sind wir dann nochmal zum Times Square um bei McDonalds (24/7) zu vespern. Dabei konnten wir eine Polizeiaktion beobachten. Ungefähr 24 Polizisten in acht Streifenwagen mit fünf Schäferhunden verhafteten drei (!) schwarze "Gangster"... mit gezogener Waffe. So etwas habe ich noch nie vorher gesehen. In Deutschland sind die Polizisten ja sehr vorsichtig im Umgang mit der Dienstwaffe. Hier wird sie hemmungslos sofort gezückt um möglichst schnell zu zeigen wer der stärkere ist. Ich hab keine Ahnung, wer die drei Schwarzen waren, ob sie bewaffnet waren oder sonst irgendwas, jedoch fand ich es doch einfach erschreckend, wie aggressiv doch das Vorgehen der Polizei war. Und das gleich 24 Beamte kommen ist wohl auch übertrieben. Naja vielleicht gab es dort gerade Donuts umsont...





Am Sonntag sind wir nach drei Stunden Schlaf in den Central Park gegangen. Wir waren beim John Lennon Memorial und beim Haus vor dem er erschossen wurde, haben Straßenkünstlern zugesehen und die Ruhe im Park genossen, bevor es dann über die 5th Avenue (wo grade eine polnische Parade statfand) wieder zurück ging. Noch ein letzter Blick auf den Times Square und dann mit dem Taxi ab nach Chinatown wo der Bus nach Philadelphia losgefahren ist. Es war verrückt in Chinatown. Überall fremde Gerüche, fremde Sprachen, fremde Leute, und ich war auf der Suche nach meinem Bus. Die Damen von den Busgesellschaften haben sie redlich bemüht mich davon zu überzeugen mit ihnen zu fahren, nur hatte ich ja schon ein Ticket für ein bestimmtes Busunternehmen. Einige waren sogar so dreißt mich anzulügen und zu sagen, dass gerade dieses Unternehmen pleite gegagngen wäre und ich lieber mit ihnen kommen sollte. Eine wollte mir meinen Koffer wegnehmen damit ich ihr folge. Diese ganzen Frauen waren kaum halb so groß wie ich, sprachen nur ganz schlecht Englisch und ich hab wirklich nicht gewusst wem ich jetzt glauben schenken kann und wem nicht. Naja letztlich hat dann doch alles gut geklappt und ich bin in den richtigen Bus eingestiegen. Man sollte wohl immer auf das hören, was der Verstand einem sagt.

Nach zwei Stunden Fahrt bin ich mit zwei Französinnen aus meinem Journalismuskurs dann in Philadelphia angekommen. Leider konnten wir auf Grund von Platzmangel am ersten Abend nicht das selbe Hostel buchen und ich musste in einem vierzig Minuten entfernten alten Chamounix Mansion nächtigen. Die Fahrt dorthin war sehr unterhaltsam, denn der Taxi Fahrer war offensichtlich sehr interessiert an Deutschland. Naja sehr teuer war es trotzdem. Am folgenden Morgen musste ich um Geld zu sparen mit dem Bus fahren. Die Haltestelle war einen 15 Minuten Fußmarsch entfernt, den ich mit dem ganzen Gepäck bestreiten musste. Glücklicherweise hielt auf halber Strecke eine Frau mit ihrem Auto an und fragte ob sie mich mitnehmen könnte. Natürlich sagte ich ja und als ich eingestiegen bin fiel mir schlagartig der riesengroße Aschenbecher in der Mittelkonsole auf, der übervoll mit Dutzenden von Zigarettenstummeln war. Während der fünf Minuten Fahrt schaffte die Dame es auch 1,5 Zigaretten zu rauchen. Leider habe ich trotz allem meinen Bus verpasst und musste noch eine halbe Stunde auf den nächsten warten. Die Busfahrt dauerte geschlagene siebzig Minuten und deshalb kam ich auch viel zu spät zum vereinbarten Treffpunkt mit den Mädels, aber das interessante war, dass ich durch den dreckigen, armen Vorstadt Speckgürtel von Philadelphia gefahren. Bilder die ich wohl so schnell nicht mehr vergessen werde: Heruntergekommene Häuser, zerbrochene Fenster, kaputte Autos am Straßenrand die nur auf den Achsen stehen, ein beinamputierter schwarzer Opa der in seinem Rollstuhl auf seiner Veranda sitzt und ins Leere schaut. In Downtown Philly angekommen haben wir begonnen Menschen zur Wahl zu registrieren. Um in den USA wählen zu können, muss man sich erst in einer der zahlreichen Parteibüros oder auf der Straße registrieren lassen. Es gibt in diesem Land nicht so etwas wie ein zentrales Einwohnermelde-register, dass diese Arbeit ersetzen könnte und deshalb sind wir durch die Straßen von Philadelphia gezogen (Zitat Bruce Springsteen) und haben versucht möglichst viele Leute (sepziell junge Schwarze) anzusprechen und sie zu registrieren, falls sie es noch nicht waren. Leider war die Aussicht auf Erfolg recht gering, da es der letzte Tag war und so gut wie jeder schon registriert war. Ich selbst konnte den ganzen Tag über nur fünf Menschen finden und registrieren und als wir am späten Nachmittag wieder im Büro zurück waren, gab ich etwas kleinlaut meine Registrierungen ab. "Ich hatte leider nicht soviel Erfolg." - "Solange du eine Person gefunden hast, hast du Barack Obama schon sehr geholfen. Vielen Dank Florian." Dieser Satz war sehr beeindruckend und vielleicht werde ich ihn auch in meinen Campaign-Text einbauen. Unsere Registrierungsarbeit haben wir mit einem Sightseeing-Trip verbunden. Philadelphia ist eine schöne Stadt, nicht so monströs wie New York und nicht so bürokratisch wie Washington. Backsteinhäuser, viele kleine Parks und historische Gebäude. Independence Hall, wo die Bill of Rights und die Declaration of Independence unterzeichnet wurden, die Liberty Bell, die Philophical Society of America deren berühmteste Vorsitzende Benjamin Franklin und Thomas Jefferson waren. Außerdem war ich beim lokalen Kunstmuseum, wo Rocky Balboa in den Filmen die Treppen heraufrennt.

Am Dienstag war Arbeit im Büro angesagt. Wähler anrufen und sie überzeugen Obama zu wählen. Von datenschutzrechtlicher Seite her sehr kritisch, da ich den Namen, Adresse, Telefonnummer, politische Überzeugung, Führerscheinnummer, Sozialversicherungsnummer bekommen hab. Zumindest sofern man diese Angaben bei der Registrierung gemacht hat. Leider konnte ích sogut wie nichts ausrichten beim Phone Banking. Zwar hab ich in etwa 120 Leute angerufen aber leider war fast keiner der Rentner (die meine Zielgruppe waren) zuhause. Eine 89 jährige Frau die ich erreicht habe, konnte leider nicht mit reden. "Tut mir leid, Sie haben mich in einem ganz ganz schlechten Moment erwischt. Ich hab grade gar keine Zeit und muss jetzt sofort los. Ich habe einen wichtigen Termin." Was zum Teufel hat eine 89 jährige Dame für wichtige Termine? Am frühen Abend sollten wir Canvassing machen. Das heißt durch die Innenstadtstraßen ziehen und an Türen klopfen. Gespräche führen, Flugblätter verteilen etcetera. Leider auch hier wenig Erfolg, weil niemand zuhause, obwohl in eigentlich jedem Haus die Lichter gebracht haben, zur Einbrecherabschreckung. Das erste Mal an eine amerikanische Haustür zu klopfen um als Europäer einen Amerikaner davon zu überzeugen, wen er denn wählen sollte, hat schon einige Überwindung gekostet. Aber nach dem ersten Mal wars dann ganz einfach und man ist selbstsicherer geworden. Es war sehr sehr spaßig, denn unsere Gruppe wurde durch Chris, einen Engländer aus London komplettiert. Zu viert sind wir also durch Philly gezogen und haben als Europäer versucht aktiv am amerikanischen Wahlkampf teilzunehmen und Wähler zu beeinflussen.



Am Mittwoch war nichts großes angesagt. Wir waren nur im Büro und haben uns mit freiwilligen Helfern unterhalten. Beeindruckend war das Gespräch mit einer Frau die angeblich ein College-Degree in Business hat. Sie hatte mich gefragt warum ich mich für den Wahlkampf interessiere und hatte sich die Antwort im selben Atemzug selbst gegeben. "Achja ich weiß, stimmt. Obama ist ja dann auch der präsident von Europa." Ich wusste erst gar nicht was ich darauf sagen sollte und hab dann vorsichtig versucht sie von ihrer Meinung abzubringen. Dabei sind wir auf mehr eklatante Wissenslücken gestoßen. Beispielsweise sollte ich ihr eine Landkarte von Europa aufzeichnen. "Oh ich wusste gar nicht, dass Deutschland und Frankreich so nah beieinander sind. Ich dachte Frankreich wäre irgendwo im Nahen Osten." Ich war schockiert, gerade auch deswegen weil ich am Vortag ein Gespräch mit einer Frau hatte, die recht empört war, dass ich nicht gedacht hatte, dass sie Nürnberg kennt. "Don't underestimate the geography skills of an American." Ich wurde eines besseren belehrt. Es gab den ganzen restlichen Tag kostenloses Essen. Philly-Cheese-Steaks und "Pretzels", eine Art Hybridmodell aus Breze und Weißbrot. Aber dennoch ganz lecker. Am späten Nachmittag sind wir dann wieder mit dem Bus nach Hause gefahren.

Diese Tage waren die wohl interessantesten und beeindruckensten des ganzen Semesters bisher. Ich bin noch nicht ganz sicher was mir die ganze Geschichte gebracht hat, aber dennoch war es einfach eine tolle Sache so etwas zu erleben und möglichst altiv mitzugestalten.
Heute ist Columbus Day. Ich habe frei und kann mich deshalb heute auf meine Arbeit konzentrieren. Später geht es dann zum Ice Hockey Spiel der Capitals gegen Canucks aus Vancouver.
Hier noch ein kleiner Videonachtrag zum Thema Wahlkampf. Wer oder was ist Barack Obama und warum ist das ein Problem? Gesehen bei Spiegel Online.
www.spiegel.de/video/video-38242.html

Mittwoch, 17. September 2008

Huge Workload

Vorerst möchte mich entschuldigen. Aufgrund des immensen Arbeitsaufwands und der schlichtweg fehlenden Zeit war es mir nicht möglich, einen neuen Blogeintrag zu verfassen. Allerdings werde ich nun versuchen die letzten zwei Wochen so gut es geht Revue passieren zu lassen. Die wichtigste Nachricht: Internship bei AeA gesichert. Sehr gut. But first things first.

Anfang letzter Woche bekam unsere Klasse Besuch von Michele Levi, CBS und Fernando Suarez, CNN. Beides ihres Zeichens junge Journalisten, die in den Politabteilungen ihrer jeweiligen Sendergruppe arbeiten und die demokratischen und republikanischen Conventions bearbeitet haben. Beide erzählten von ihrer Arbeit allgemein und den Karrierestufen, die sie bis jetzt hinter sich gebracht haben. Klassischerweise gehört dazu der Anfang als absolut winziger Fisch, und wenn man Talent und Glück hat und Hartnäckigkeit beweist, bekommt man vielleicht die Chance einen Schritt auf der Leiter zu steigen. "But it's a hack of work."
Im Anschluss hörten wir einen Vortrag von Lindsey Bomar, ehemalige Semesterstudentin und jetzt Mitarbeiterin in der McCain-Palin Kampagne im Frauencommittee. Sie hat ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert und sich auch verplappert, was sie genau gesagt hat will ich hier nicht schreiben, es könnte zu Verwirrungen kommen, allerdings bin ich gern bereit es den Leuten per Email mitzuteilen, wenn Bedarf besteht. Insgesamt war sie allerdings bisher die schwächste aller RednerInnen und konnte nur wenig Neues und so gut wie nichts substanziell Neues beitragen. Im Großen und Ganzen ging es prinzipiell nur um die typischen Politfloskeln, warum McCain-Palin wohl doch das bessere Duo als Obama-Biden sei.

Am Dienstag fand eines der Highlights statt. Der Besuch in den Redaktionsräumen der Washington Post und ein Gespräch mit drei Journalistinnen der Lokalabteilung. Noch nie habe ich so ein großes, aber gleichzeitig enges und vollgepacktes Büro gesehen. Fotos waren leider nicht erlaubt, es war jedoch auf jeden Fall sehr beeindruckend so etwas zu sehen und gerade vor dem Hintergrund des Buches das ich gerade lese (Woodward, Bernstein: All the President's Men) ist es "even more impressive" Einblick in diese heiligen Hallen zu bekommen. Auf dem Weg vorbei an der Toilette fiel uns Chuck Lane in die Arme. Wohl einer der bekanntesten und renommiertesten Journalisten des Landes und Hauptperson im Journalistenfilm "Shattered Glas" den wir uns in der Woche zuvor angesehen haben. Eine der bereits erwähnte Lokaljournalistinnen hat früher in der internationalen Abteilung gearbeitet. Sie war es, die vor einigen Jahren den Murat Kurnaz Fall aufgedeckt hat. Ihr, wie sie gesagt hat, beruflich gesehen größter Erfolg. Es war spannend zu sehen, welche Person hinter einer Sache steckt, die beinahe der halben führenden politischen Elite der Bundesrepublik den Kopf gekostet hätte.

Am Mittwoch war Anuj gupta zu Gast, seines Zeichens Regionalkoordinator der Obama-Biden-Campaign in Virginia. Ebenfalls wie Obama Absolvent der Harvard-Law-School und gerademal 26 Jahre jung, ist es seine Aufgabe Wahlveranstaltungen zu organisieren, Wählerkontakte zu knüpfen und das Heer von Freiwilligen zu befehligen, dass der Kampagne Untertan ist. Mit dem Angebot für einige Wochenende doch selber mit an der Kampagne teilzunehmen, sprach er über seinen bisherigen Werdegang, seinen Beruf und natürlich über wahlkampfpolitische Themen und warum Herr Obama denn der bessere Kandidat als Herr McCain wäre. Etwas instrumentalisiert zwar, aber dennoch interessant und unterhaltsam, weil es endlich mal jemand war, der in unserem Alter ist, sich ähnlich kleidet und "einer von uns ist".
Am Donnerstag und Freitag hatte ich meine ersten beiden Praktikumstage bei der AeA. AeA steht für American Electronics Association und es handelt sich dabei um eine amerikanisch Lobbyistenfirma, die für Kunden wie Microsoft, Google, Dell, Motorola, IBM, Intel, Infineon, Yahoo! etc Lobbyarbeit im Kongress macht. Das Büro ist im "Regierungsviertel" in der Pennsylvania Avenue zwischen Kongress und Weißem Haus in einem repräsentativen Bürogebäude. Untergebracht bin ich dort im Department for Domestic Policy und werde mich also mit Gesetzes- und Politikentwicklungen auf nationaler Ebene beschäftigen, sofern Kunden davon betroffen sind. Naja die Realität sieht bislang anders aus. Ich muss ganz viel Research machen und Exel Tabellen erstellen. Allerdings darf ich auch zu den Business Meetings mit den Geschäftsmännern und Lobbyisten, es gibt gratis Kaffee und Donuts und ich habe gelernt, dass wenn ich mich vorstelle ich immer sagen muss: Florian Linz, AeA! Und zwar deshalb weil ich, wie es mein chef gesagt hat, "jetzt an Bord bin"... Naja.




Am Samstag war Relaxing angesagt. Ich war nur kurz mit hans bei einem Basketballevent im Verizon Center. Leider waren wir zu spät und alle A-promis (zum Beispiel Ervin "Magic" Johnson) waren schon wieder weg. Am Sonntag habe ich mit Nils das Jefferson Memorial besucht. Zu sehen ist es auf einem der unteren Bilder vom Washington Monument aus.



Am folgenden Montag war wieder ein strammes Class-Program angesagt. Los gings morgens um kurz vor neun. Tim McCaughan, CNN Produzent für Berichte über das Weiße Haus war zu Gast. Ein äußerst interessanter Mann, arbeitet er doch beim Fernsehen, jedoch hat er eine Krankheit die es im unmöglich macht Mimik einzusetzen. Der Mann hat keinen Gesichtausdruck und kann nur sehr schwer lachen oder den Mund verziehen, ganz zu schweigen von Emotionen die Mann über die Augen vermittelt. Er erzählte von seinem Alltag und was man als guter Fernsehjournalist braucht um im Alltag bestehen zu können. Für ihn ist es vor allem deshalb schwierig, weil er eigentlich ein lustiger Mensch ist, ihm man das aber nicht abnimmt, weil er immer den selben, ernsten Blick hat.

Im Anschluss hörten wir einen Vortrag von Emily Yoffe, einer Internetjournalistin die für www.slate.com Kolumnen schreibt. Zum Beispiel diese hier oder diese oder diese. Sie war (nicht nur optisch) das genaue Gegenteil zu McCaughan, nämlich eine furchtbar energische und vor Elan sprühende Person, die voller Witz und Tatendrang in ihren Texten von ihrem Leben und dem Leben anderer erzählt.

Am Dienstag waren wir zu Besuch in der Senate Press Gallery, das heißt den Presseräumen des Senates der Vereinigten Staaten. Joe Keenan, der Chef der Pressegallerie und Tom Ferraro, Kongress-Korrespondent von Reuters International waren unsere Guestspeaker und plauderten ein wenig aus dem Nähkästchen. Es ging hauptsächlich um die Auswirkungen von 9/11 auf das Verhältnis von Kongress und Presse beziehungsweise um das Spannungsverhältnis der beiden Berufsfelder der Guestspeaker. Im Anschluss durften wir einer echten Senatssitzung beiwohnen. Das hätte spannend sein können, leider waren von hundert möglichen Senatoren jedoch nur 2 im Sitzungssaal anwesend und deren Englisch war so unverständlich, dass es äußerst schwierig war, überhaupt das Thema der Aussprache zu erfahren. Naja. Zum Mittagessen waren wir in der Kongresskantine und haben Cheeseburger und French Fries gegessen, das war interessanter.


Am Nachmittag waren wir beim Washingtonian Magazine zu Gast. Dem wohl besten, bekanntesten und Auflagenstärksten Stadtmagazin der USA. Die Auflage erreicht 160.000 Exemplare monatlich bei einer Einwohnerzahl von circa 500.000. Das ist enorm. Der Chefrdakteur und die Herausgeberin referierten über das thema Wochen- und Monatsmagazine, deren Inhalte, Gestaltungsoptionen und Möglichkeiten der Kundenbindung. So gibt es zweimal im jahr ein großes Restaurantesten im Magazin. Sämtliche Restaurants werden nach ihrer güte bewertet und es ist wohl schon vorgekommen, das durch schlechte Bewertungen im Magazin, manche Restaurants einen großen Teil ihrer Kunden verloren haben. Das Washingtonian Magazine ist also eine einflussreiche "Institution" hier und man sollte lieber aufpassen, dass man nicht einem der Mitarbeiter ein schlechtes Essen kocht.
Der Mittwoch war vollgepackt mit Vorträgen. Zuerst war morgens Dave Martin dran. CBS-TV Korrespondent im Pentagon. Er schreibt Artikel über "Issues of National Security", hat aus dem Irak und Afghanistan berichtet und ist Preisträger zahlreicher Journalistenauszeichnungen.
Direkt danach waren wir bei Carolyn McCarthy, einer Kongressabgeordneten aus new York eingeladen. Sie ist die Hauptgegenerin der Waffenlobbyisten der National Rifle Association im Kongress und stärkste Verfechterin der Einschränkung des Rechts auf Waffenbesitz in den USA. Der Grund dafür liegt in ihrer Biografie, wurde doch ihr Ehemann vor knapp 12 Jahren in der U-Bahn in New York wahllos von einem Verrückten erschossen. Auch der damals sechs jährige Sohn wurde getroffen, überlebte die zahlreichen Schussverletzungen im Kopf auf wundersame Weise, ist jedoch heute schwer behindert und der kopf besteht zu einem großen Teil aus Stahlplatten. Nach dieser zäsur hat sich die ehemalige Republikanerin auf einen demokratischen Kongressplatz in New York beworben, prompt die Wahl gewonnen und ist heute eine der führenden Politikerinnen der Nation "on gun legislation". In ihrem Vortrag ging es eher um ihren Alltag als Politikerin und weniger um substanzielle politische Fragen, dennoch war aber gerade das einer der bisherigen Höhepunkte des Semesters.


Wieder zurück am Tenley Campus sprach Scott Armstrong, ein sehr bekannter Journalist ("a living investigative journalism legend") und Co-Ermittler der Washington Post bei der Watergate-Affäre während der Nixon-Regierung. Dieser Vortrag war für mich jedoch relativ sinnlos. Der Mann war alt, scheinbar Alkoholiker, hatte eine unverständliche, weil sehr leise und kratzige Stimme und über meinem Kopf lief die Air Condition auf Hochtouren. So konnte ich meist nicht entziffern was er uns sagen wollte und wenn es mir dann doch einmal gelang, habe ich den Zusammenhang nicht verstanden. Naja Schwamm drüber, es gab schon besseres.

Donnerstag und Freitag war wieder Internship angesagt. Viel Research und PC Arbeit. Das Highlight war jedoch der Besuch des "Senior Economic Policy Advisor" von John McCain in der Firma, also der Mann, der Mister McCain sagt, was er auf wirtschaftspolitische Fragestellungen antworten soll und dessen Aufgabe es ist, den amerikanischen Wählern wieder mehr vom (vermeintlichen) Wirtschaftsaufschwung in die Tasche zu bringen. Als Professor für Economics muss er ja wissen wie das geht. Alle anwesenden Mitarbeiter haben beim Meeting ihre Businesscards in einen behälter gegeben um ein bisschen Networking zu betreiben und im Falle eines Wahlsieges schon einen direkten Draht zur Regierung zu haben (naja so sind Lobbyisten scheinbar). Leider habe ich keine Businesscard... kein Kontakt zur US-Regierung also für mich. Naja schade.

Samstag Nachmittag war ich mit Nils auf dem Washington Monument und konnte bei herrlichem Wetter über die ganze Stadt blicken. Fotos gibt es natürlich auch. Danach waren wir beim Vietnam Memorial und offensichtlich muss eine Art Veteranentag gewesen sein, weil viele alte Männer vor dem Gedenkstätte standen und nach Namen gesucht haben. Angehört habe ich mir einen Vortrag von einem Vietnam-Veteran über die Geschichte des Krieges und das Memorial selbst. Mir war nicht ganz klar, dass der Krieg tatsächlich von 1955 bis 1975 gedauerrt hat. Der erste Soldat ist allerdings erst 1959 gestorben. Daraus ergibt sich, weil der letzte Tote erst 18 war, dass dieser Soldat zum Zeitpunkt des Todes des ersten erst zwei jahre alt war und sich die USA somit quasi eine ganze Generation im Krieg befand. Ergreifend ist nicht nur die Auflistung aller circa 58.000 Namen von verstorbenen Soldaten, sondern vor allem die persönlichen Dinge wie Briefe und Bilder, die immer wieder von Angehörigen niedergelegt werden. offen sichtbar schreibt zum Beispiel eine alte Frau, wie sehr sie doch ihren Freund von damals vermisst und sie es eigentlich nie verwunden hat ihn gehen zu sehen und später von seinem Tod zu hören. Nach einem längeren Fussmarsch sind wir dann am Pentagon angekommen und haben uns das Memorial für 9/11 angeschaut, das vorige Woche eingeweiht wurde. Es ist schon komisch zu wissen, dass man nun genau an dem ort ist, wo alles passiert ist und man sehen kann wie stark sich die Gebäudefarbe zwischen alten und neuen Steinen im Pentagon an der Absturzstelle unterscheidet.


Heute waren wir beí der wohl amerikanischsten aller Sportarten. American Football. Washington Redskins gegen Arizona Cardinals. Es ist unbeschreiblich, in das Stadion passen circa 100.000 Menschen und auf dem parkplatz wird schon einen Tag vor dem Spiel gegrillt und gezeltet. Es ist wie auf einem Volksfest. Wir hatten zwar leider nur Karten in der vorletzten Reihe des vierten Stockwerks, also ungefähr 100 Meter vom Spielfeld weg, aber dennoch war die Atmosphäre gigantisch. Ein absolutes Muss für jeden Amerika-Besucher.


Sonst gibt es bislang nicht recht viel neues. ich denke auch, dass das jetzt auch genug war. In der kommenden Woche versuche ich etwas regelmäßiger und aktueller zu schreiben, versprechen kann ich jedoch nichts.

Freitag, 5. September 2008

Die Uni hat begonnen.

Freitag, 5. September, noch immer keine Praktikum gesichert, am Horizont jedoch einzelne rettende Inseln in Sicht. Das könnte mein Logbucheintrag heute sein, wenn ich ein Seemann wäre. Ich bin aber Student und schreibe deswegen etwas ausführlicher. Das letzte Wochenende war "typical American". Baseball war angesagt. Washington Nationals gegen Atlanta Braves. Nur ganz kurz: Das war das erste und letzte Mal, dass ich beim Baseball war, dennoch war es faszinierend zu sehen, wie es bei dieser Sportart auf den Raengen zu geht und zu erfahren, dass das Klischee des Baseballfans mit einem Hut aus Nachos mit Salsa-Dip in der Krempe doch nicht ganz so wahr ist. Dennoch, wer zum Baseball ins Stadion geht, macht das nicht um sich diesen langweiligen Sport anzusehen, sondern um zu essen, um zu essen, um zu essen und um Bier zu trinken. Hot-Dogs, Nachos, Pizza, Burger, Chilli. Die Familie in der Reihe vor uns hat alles ausprobiert. Ja, so ein Spiel dauert drei Stunden, aber muessen es wirklich sechs Gaenge sein und danach noch eine Jumbo-Packung Erdnuesse? Die vergangenen Tage waren äußerst ereignisreich. Der Unterricht hat endlich begonnen, die Praktikumssuche neigt sich dem Ende entgegen und in der Präsidentschaftswahlkampf nimmt langsam Fahrt auf.


Montag war hier noch Feiertag: "Laborday", was soviel heißt, dass alle arbeiten müssen, außer die die es sich leisten können nicht zu arbeiten. Ich hab den Tag genutzt und war mit einem Komillitonen in einem der Smithonian Museums, dem National Air and Space Museum. Freier Eintritt und eine große Vielfalt an Luft- und Raumfahrtausstellungen. Alles etwas altbacken zwar von der Aufmachung her, jedoch dennoch sehr interessant und informativ. Landekapseln von Apollo 11 und 13, eine V2 Rakete, die Spirit of St. Louis, Militärflugzeuge, alte zivile Frachtflugzeuge, dazu jede Menge Textinformation auf Schautafeln und Bilder. Leider hatten wir nur zwei Stunden Zeit bis zur Museumsschließung und so musste auf so manche Detailinformation verzichtet werden. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, denn das große Gesamtbild der Ausstellung hab ich mitbekommen: Die US-Luftfahrtgeschichte ist eine Geschichte voller Erfolg und Stolz. Wie eigentlich alles in den USA.


Dienstag hat dann die Uni begonnen. Das Thema der ersten Stunde war "Ethics in Journalism. Do public persons deserve private lifes?" Unglaublich passend dazu war dann am Wochenende der "Skandal" um die unverheiratete, schwangere Tochter der republikanischen Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin. Dürfen Reporter in das Leben der Tochter eindringen? Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf die Glaubwürdigkeit der Mutter? Wie steht es um ihre politischen Ansichten als Pro-Life Aktivistin und Vertreterin kreationistischen Gedankenguts und Gegnerin von Sex unter Teenagern? Darf das Leben der Tochter die Positionsglaubwürdigkeit der Mutter beeinflussen? Ist die Schwangerschaft der Tochter im Endeffekt vielleicht sogar wahlentscheidend, darf sie das sein, ist es ein Skandal, oder eben doch einfach Privatsphäre? Das thema wurde hitzig diskutiert in der Klasse und es zeichnet sich ab, das Amerikaner doch eher dazu tendieren, solche Skandale auszuschlachten. Während Gerhard Schröder vier Ehefrauen hatte, Präsident Sarkozy mit einer Frau zusammen ist, die beispielsweise mit Mick Jagger im Bett war und hierzulande prinzipiell kein Hahn danach gekräht, werden in den USA schon kleinste familiäre Unstimmigkeiten von den Medien und den politischen Gegnern genutzt um Wählerstimmen zu angeln. Es ist ein harter Kampf und die Tatsache, dass solche Dinge hier eine große, wenn nicht sogar übergroße Rolle spielen, unterscheidet Politik hier doch sehr von unserem "europäischen" Politikstil. Nach der Classdiscussion sind wir dann auf einen Fieldtrip gegangen. Das Motto: "Washington beyond the monuments". Wie und was ist Washington abseits von Politik und Wirtschaft? Was macht Washington als Stadt aus. Um darüber etwas zu erfahren, haben wir Ben's Chilli Bowl besucht, eine Fast-Food-Restaurant, dass letzte Woche 50 jähriges Jubiläum gefeiert hat und somit die Geschichte Washingtons seit 1945 beinahe komplett mitgemacht hat.



Guestspeaker waren der Geschäftsführer des Ladens und ein bekannter Lokaljournalist,
Harry Jaffe, die über das Leben in Washington, Rassentrennung, Politskandale, Entwicklungen im Schulbereich, Straßenbrände und und und erzählten. So ist Washington erst seit nicht allzu langer Zeit ein sicherer Ort. Noch vor 15 Jahren war die Stadt in zwei komplett gegensätzliche Teile gegliedert. Im Nord- und Südwesten die reiche weiße Mittel- und Oberschicht, im Nord- und Südosten, die arme, kriminelle, drogensüchtige schwarze Unterschicht. Erst seit einigen Jahren spielt der Anacostia-River nicht mehr eine große Rolle im Bezug auf "Racial Segregation" die Nachwirkungen sind jedoch immer noch sichtbar und man sollte es als Weißer möglichst vermeiden, nachts durch den Südosten der Stadt zu ziehen. Tagesabschluss war das Anschauen eines Films ("Shattered Glass") über das Leben als junger Journalist und Moral und Ethik im Journalismus allgemein.


Mittwoch war wieder Uni angesagt. Allerdings nur Field-Trips und Vortraege (auf einer amerikanischen Tastatur gibt es leider keine Umlaute). Morgens waren wir bei Tom Rosenstiel im Gebaeude des Pew Reasearch Center. Er hat eines der Buecher geschriben, mit dem wir hier arbeiten ("Elements of Journalism") und hat uns einen Vortrag ueber akuelle Entwicklungstendenzen im Journalismus und den Wandel des journalistischen gehalten. Ist Journalismus heute noch das selbe wie vor 30 Jahren? Wo liegen die Unterschiede? Die Essenz des wirklich spannenden Vortrags war, das die Aufgabe des Journalisten heute natuerlich eine andere ist als frueher. Die Arbeitsmethoden, die Ethik und die gesellschaftliche Stellung sind immer noch aehnlich, doch waehrend der Journalist frueher als Gate-Keeper fungiert hat, der darueber entscheidet, was in die Nachrichten kommt und was nicht, ist er heute eher ein Dienstleister, der den Menschen dabei hilft sich mit Themen moeglichst intensiv auseinander zu setzen und die Informationsflut zu bewaeltigen. Er bringt Ordnung ins Informationschaos und gibt den Buergern die Moeglichkeit, sich strukturiert in Sachverhalte einzuarbeiten um auf diese Weise zu wohlueberlegten Entscheidungen zu kommen. Das war in Kuerze das was er gesagt hat. Natuerlich war es insgesamt noch viel mehr und vor allem detailreicher, es waere an dieser Stelle jedoch zu langwierig (und wahrscheinlich auch zu uninteressant fuer die Leser) alles nocheinmal auszubreiten. Im Anschluss an den Vortrag haben wir eine kleine Tour durch die Stadtviertel am Dupont Circle und Adams Morgan gemacht. Dies sind die Viertel, in denen sich eher das kulturelle Leben abspielt. Hier wohnen Kuenstler, Schauspieler, es gibt jede Menge Bars und Gallerien, alternative Buch- und Musiklaeden und vor allem auch die Architektur unterscheidet sich signifikant von den grossen Marmorgebauden des Regierungsviertels. Hier stehen kleine bunte Reihenhaeuser nebst grossen Glaspalaesten. Auf Gruenflaechen und unter Baeumen schlafen die Homeless-People neben Familien beim Nachmittagspicknick. Alles geht hier gemuetlicher zu und ist weniger steif als in der Naehe des White House. Sogar die Alkoholsuechtigen Homeless auf der Strasse sind freundlicher und vor allem einfallsreicher. Man bekommt eine kleine Tanzvorfuehrung und ein Staendchen gesungen, nur damit man einem alkoholkranken Schwarzen vor dem Liquor-Store 25 Cent gibt. Alles sehr gegensaetzlich und irgendwie auch verstoerend, Menschen zu sehen, die morgens auf offener Strasse Morgengymnastik neben ihrem "Bett" machen. Nachmittags waren wir zu einem Vortrag am Main Campus im Kays Spiritual Life Center. Gastredner war Thomas R. Pickering, einer der bedeutensten US-Diplomaten der letzten 50 Jahre. Botschafter der USA in Russland, Indien, Israel, El Salvador, Nigeria und Jordanien, sowie bei der UN in new York. Staatssekretaer und engster Aussenpolitikberater von Henry Kissinger und Namenspatron eines Stipendienprogramms der US-Regierung fuer angehende Diplomaten. Ein hochinteressanter und wichtiger Mann, der seinen Vortrag ueber die aktuelle aussenpolitische Situation der USA keinen weniger pompoesen Namen haette geben koennen als "Foreign policy advices to a new president - Aussenpolitische Anweisungen fuer den neuen Praesidenten"! In gut einer dreiviertel Stunde ueberflog er die wichtigsten Eckpunkte US-amerikanischer Aussenpolitik und deren Herausforderungen im 21. Jahrhundert. Der mittlere Osten, China, Russland, Umwelt, Energie, Europa, internationale Organisationen. Ein Demokrat durch und durch und mit dem Charme eines alten weitgreisten Mannes lieferte er eine brutale Abrechnung mit dem Politikstil der Buchregierung in den letzten acht Jahren.

Gestern war nichts besonderes. Ein Job-Interview und ein Besuch in der National Gallery of Art. Michelangelo, Rafael, da Vinci, Kuenstler des Mittelalters, Duerer, aber auch Picasso, Monet, Manet. Dazu ein Skulpturengarten, unter anderem mit Arbeiten von Roy Lichtenstein. Leider hab ich es aus Zeitgruenden wieder nur geschafft einen Teil des Museums zu besichtigen. Der Ost-Fluegel, mit moderner Kunst kommt irgendwann in den naechsten Tagen dran. Vielleicht heute Nachmittag. Bilder werden demnaechst noch nachgereicht.

Zum Abschluss noch die Rede von Barack Obama von der Democratic National Convention. Wahrscheinlich konnte man sie in Deutschland nicht in voller Laenge verfolgen, daher hier der YouTube-Clip. Die Rede von John McCain folgt bald.




Samstag, 30. August 2008

Eine Woche zum runterspülen!

Endlich! Nach knapp einer sehr langen Woche hab ich endlich meinen Laptop wieder. Der Monitor war kaputt und musste für viele Dollars ausgetauscht werden. Aber jetzt sollte wieder alles in Butter sein - hoffe ich.
Das Motto der vergangenen Woche war einzig und allein: Internshipsearch -Die Suche nach dem Praktikum. Das ganze Leben wird momentan von diesem thema hier bestimmt alle Studenten am Campus feilen an ihren Lebensläufen, schreiben Cover Letters oder verschicken Writing Samples. Ein typisches Gespräch zwischen zwei Studenten hier: "Hey how are you? Already secured your internship?" - "No, most of the companies didn't even reply or are reviewing my resume." Alles dreht sich ums Praktikum. Internetrecherche, Emails schreiben, Telefonanrufe, Interviews. Alle sind beschäftigt und bis auf die Abende liegt das soziale Leben hier gerade mehr oder weniger brach. jeder hat Angst nicht das Praktikum seiner Wahl zu bekommen, Konkurrenzkämpfe um Stellen brechen aus und jeder versucht möglichst schnell sein Internship in trockene Tücher zu bekommen. Auf jedem lastet daher ein enormer Erfolgsdruck und je weiter die Zeit fortschreitet, desto stärker wird der Druck und man beginnt zu meinen, das alle um einen herum schon einen Arbeitsvertrag unterschrieben haben, nur man selbst nicht. Das Problem bei mir war, dass die meisten Arbeitgeber Writing Samples verlangen - ein universitäres Schriftstück oder eine journalistische Publikation in englischer Sprache. Leider musste ja letzten Sonntag mein Laptop kaputt gehen auf dem solche Sachen gespeichert sind und ich konnte daher einfach keine Writing Samples an viele tolle potenzielle Arbeitgeber versenden. Dennoch hoffe ich, dass ich einfach in der kommenden Woche positive Nachrichten bekomme, es stehen noch Rückmeldungen von einigen Firmen und Organisationen aus und ich bin gerade zuversichtlich, dass die kommende Woche mit gehören wird.

Hier einige Bilder vom Campus. Eine ausführliche Ortsbegehung wird es geben, nachdem ich mir mein Praktikum gesichert habe.


Was hab ich sonst noch diese Woche gemacht? Eigentlich nicht viel. Ein bisschen Basketball, ein bisschen Fitnessstudio. Eigentlich wollten wir dieses Wochenende nach New York fahren, nur leider hat die Studentenorganisation die dieses Reiseangebot gemacht hat es verpasst, Schlafplätze zu reservieren. Wer bietet einen Wochenendtrip nach NYC am Labourday Wochenende an, hne sich vorher darüber Gedanken gemacht zu haben, wo die Teilnehmer unterkommen werden? Scheinbar Hr. Cruz von Global Friends. Naja. jetzt weiß man zumindest, dass diese Organisation nicht besonders taugt.

Spannend war ein Ausflug in die Pentagon-City Mall, letzten Samstag, dem wohl größten Shoppingkomplex den ich bisher gesehen habe. Unendlich viele Geschäfte aller Art auf vier riesigen Etagen. Von Luxusuhrenverkäufer bis zu billigen Fahnen- und Devotionalienläden war alles vorhanden. Hier mal ein, zugegebenermaßen nicht besonders repräsentativer Eindruck in den Innenhof der Mall. Wie überall, auch hier die US-Flagge im zentrum des Geschehens und schützend über jedermann. Gegessen haben wir bei Johnny Rockets, einer von zahlreichen Burgerketten, die mittlerweile von fertigprodukten und Tiefkühlware auf frisch zubereitete Speisen und frische Zutaten umgesteigen sind. Nicht so billig wie McDonald's, aber viel leckerer und ein netteres Flair - zumindest solange man sitzt. Man wird in den USA nämlich nach ca. 30 Minuten freundlich gebeten jetzt zu zahlen und dann zu gehen. Längere Ruhepausen werden in keiner dieser Rstaurants geduldet.


Das einzig wirklich spannende was diese Woche sonst noch war, ist der kleine Walkaround im Sightseeingzentrum von Washington. Monument, Weißes Haus, Lincoln Memorial etc. Hier einige Eindrücke:


In chronologischer Reihenfolge von links nach rechts: Das Weiße Haus, Vietnam Memorial, Lincoln Memorial, Blick auf das Washington Monument, Korean War Memorial, Blick auf Capitol Hill in der Pennsylvania Avenue, nochmal das Lincolnmemorial von Washington Monument aus, und irgendein schönes Haus an einer belebten Straße mit einer US-Flagge oben drauf. Besonders erinnern möchte ich allerdings an das hier:

Ja. Washington ist ein bedeutender Ort. In den nächsten Tagen werd ich mich bemühen etwas regelmäßiger Einträge zu verfassen und mehr zu erzählen. Aber wie gesagt, das Internship ruft mal wieder.