Die besten Sachen die es über den Kurs zu erzählen gibt sind, dass wir einem Besuch bei National Geographic gemacht haben und als Redner den Dokumentarfilmproduzenten John Bredar hatten, der bereits mehrere Emmys mit seinen Arbeiten gewonnen hat. Es wurden faszinierende Aufnahmen von Weißen Haien gezeigt, von Löwen, Dokumentationen über bestimmte Menschen wie den Hausmeister des Weißen Hauses, der seit Kennedy dort arbeitet, historische Portraits und mehr. Dabei konnte man seine kindliche Neugier in den Augen erkennen und man wusste, dass er ein Mensch ist, der sich für alles interessiert. Sehr faszinierend. Deswegen habe ich mich umentschieden und werde mein Profile jetzt auch über ihn schreiben. Ich hoffe das klappt so wie ich es mir vorstelle.
Außerdem waren wir bei NBC und durften bei den Mittagsnachrichten live im Studio dabei sein. Wir waren direkt hinter den Kameras während die beiden Moderatorinnen (die eine hieß Barbara Harrison) über die neuesten Ereignisse in der Welt berichteten. Es war sehr beeindruckend und vor allem zu sehen wie unglaublich stark geschminkt die beiden waren war witzig. Sie sahen sehr komisch aus, im Fernsehen jedoch total normal. Wir haben eine Führung durch sämtliche Redaktionsräume gemacht und einen Einblick in die Fernsehproduktion bekommen. Wie wird gedreht, wie wird geschnitten etc.
Das war es eigentlich schon aus "universitärer" Sicht für die letzten Tage. Nun komme ich zum Bericht über meinen Aufenthalt in New York und Philadelphia.
Was soll ich sagen? New York New York.... Eine einfach unglaubliche Stadt. Ich habe selten etwas so gigantisches und überwältigendes gesehen wie dort. Einfach unglaublich faszinierend. Ich schreibe am besten einfach erstmal alles was ich gesehen habe: Times Square, Freiheitsstatue, Queen Mary II, Ground Zero, Wall Street, Lennon Memorial, Central Park, Empire State Building, Hafen, Manhattan- und Brooklyn Bridge, Beacon Theatre, Chinatown, UNO, Hard Rock Café, Häuserschluchten, Roof-Top-Party, Homeless schlafend in Pappkartons, SoHo, Yoko Onos Haus vor dem Lennon erschossen wurde, das hotel von "Kevin allein in New York" und und und.
Am Freitag sind Hans, Vera und ich nach der Arbeit mit dem Chinatownbus von Washington nach New York gefahren. Etwa um zehn angekommen haben wir uns direkt vom Hostel (Upper East Side) zum Times Square aufgemacht. Man versinkt in den Menschenmassen, in den Lichtern, in den Taxis, in den Häusern... Man fühlt sich plötzlich so klein. Alles erscheint zu groß, zu unfassbar, zu viel, zu grell, zu laut. Und genau das macht den Reiz aus. Noch nie vorher war ich an einem Ort der mich so schnell in seinen Bann gezogen hat und mich gleichzeitig in gewisser Weise so schnell abgestoßen hat. Wir waren im Hard Rock Café, im Virgin Mega Store, auf der 5th Avenue.
Am Samstag haben wir eine Touri-Busrundfahrt gemacht. 69$ für die Fahrt, den Zugang zur Aussichtsplattform des Empire State Building und der Schifffahrt zur Freiheitsstatue, über den Hudson- und den Eastriver. Ground Zero war um ehrlich zu sein weniger beeindruckend als gedacht. Eigentlich ist es nur eine riesige Baustelle. Aber zu wissen, dass man an dem Ort an dem alles passiert ist. lässt einen Schaudern. Man sieht Bilder verzweifelter Menschen, die aus Hochhäusern springen um nicht zu verbrennen. Im 9/11 Museum haben die Menschen angefangen zu weinen als die Bilder der zusammenstürzenden Türme über die Bildschirme liefen. Es war ein komisches Gefühl Bilder von "vermissten" Leuten zu sehen, ich selbst hatte ein bisschen mit den Tränen zu kämpfen um ehrlich zu sein. Danach war Wall Street angesagt. Auch im Moment einer der plätze wo "everything is happening right now". Die Börse war zwar natürlich leider am Samstag geschlossen, aber dennoch: Man sieht die Bilder so häufig in den Medien und jetzt ist man endlich mal "in Echt" da. Mit dem Bus ging es dann zu Pier 17 um mit dem Schiff zur Freiheitsstatue zu fahren. Entlang Manhattan Island, waren wir insgesamt eine gute Stunde bei schönstem Wetter unterwegs und die Insel mal von außen zu sehen ist auch toll. Die Gebäude scheinen dadurch noch größer zu werden und man bekommt erstmal einen Eindruck wie groß das gesamte Stadtgebiet eigentlich sein muss wenn man New Jersey und Brooklyn noch miteinbezieht. Wieder an Land sind wir wieder in den Bus gestiegen und haben unsere Rundfahrt fortgesetzt. Vorbei am UNO Gebäude war das nächste große Ziel das Empire State Building. Zum glück waren wir am späten nachmittag dort und die Schlange war nicht ganz so lang um auf die Aussichtsplattform zu gelangen. Wir mussten nur eine halbe Stunde anstehen. Oben angekommen wird man sofort vom Ausblick überwältigt. Das gebäude ist mittlerweile wieder das hächste der Stadt und die Aussichtsplattform im 86. Stockwerk is über sämtliche anderen Bauwerke erhaben. Leider hat meine Kamera dort oben den Geist aufgegeben, die Batterie war leer. Ich werde aber auf jeden Fall Bilder von den anderen auftreiben. Nachdem wir einen Abstecher zu Rockefeller Center und wieder zum times Square gemacht haben sind wir kurz zurück ins Hostel um uns für den Abend fertig zu machen. Wir sind ins Ten degrees im East village gegangen, einer kleinen Bar, wo Nils sich mit einer Freundin verabredet hatte. Diese hat uns vorgeschlagen danach auf eine Roof-Top-Party zu gehen. Also auf eine Party in einer Bar auf dem Dach eines Hochhauses, wo sich die Schönen und Reichen der Stadt selbst feiern. Gesagt getan. Es war wie im Film. Reiche Schnösel, schönheitsoperierte Frauen, teure Getränke, wunderbare Aussicht über die nächtliche Skyline (das Empire State Building im Hintergrund) und ich mittendrin. Irgendwie habe ich dieses "Flair" genossen, aber auf der anderen Seite sehe ich das ganze auch kritisch. Oben die Reichen, unten in der Straße die Armen und man verliert bei solchen Dingen doch sehr schnell den Überblick und den Sinn für die Realität. Ich jedenfalls war irgendwie schon froh wieder unten zu sein am Schluss. In etwa gegen vier Uhr morgens sind wir dann nochmal zum Times Square um bei McDonalds (24/7) zu vespern. Dabei konnten wir eine Polizeiaktion beobachten. Ungefähr 24 Polizisten in acht Streifenwagen mit fünf Schäferhunden verhafteten drei (!) schwarze "Gangster"... mit gezogener Waffe. So etwas habe ich noch nie vorher gesehen. In Deutschland sind die Polizisten ja sehr vorsichtig im Umgang mit der Dienstwaffe. Hier wird sie hemmungslos sofort gezückt um möglichst schnell zu zeigen wer der stärkere ist. Ich hab keine Ahnung, wer die drei Schwarzen waren, ob sie bewaffnet waren oder sonst irgendwas, jedoch fand ich es doch einfach erschreckend, wie aggressiv doch das Vorgehen der Polizei war. Und das gleich 24 Beamte kommen ist wohl auch übertrieben. Naja vielleicht gab es dort gerade Donuts umsont...
Am Sonntag sind wir nach drei Stunden Schlaf in den Central Park gegangen. Wir waren beim John Lennon Memorial und beim Haus vor dem er erschossen wurde, haben Straßenkünstlern zugesehen und die Ruhe im Park genossen, bevor es dann über die 5th Avenue (wo grade eine polnische Parade statfand) wieder zurück ging. Noch ein letzter Blick auf den Times Square und dann mit dem Taxi ab nach Chinatown wo der Bus nach Philadelphia losgefahren ist. Es war verrückt in Chinatown. Überall fremde Gerüche, fremde Sprachen, fremde Leute, und ich war auf der Suche nach meinem Bus. Die Damen von den Busgesellschaften haben sie redlich bemüht mich davon zu überzeugen mit ihnen zu fahren, nur hatte ich ja schon ein Ticket für ein bestimmtes Busunternehmen. Einige waren sogar so dreißt mich anzulügen und zu sagen, dass gerade dieses Unternehmen pleite gegagngen wäre und ich lieber mit ihnen kommen sollte. Eine wollte mir meinen Koffer wegnehmen damit ich ihr folge. Diese ganzen Frauen waren kaum halb so groß wie ich, sprachen nur ganz schlecht Englisch und ich hab wirklich nicht gewusst wem ich jetzt glauben schenken kann und wem nicht. Naja letztlich hat dann doch alles gut geklappt und ich bin in den richtigen Bus eingestiegen. Man sollte wohl immer auf das hören, was der Verstand einem sagt.
Nach zwei Stunden Fahrt bin ich mit zwei Französinnen aus meinem Journalismuskurs dann in Philadelphia angekommen. Leider konnten wir auf Grund von Platzmangel am ersten Abend nicht das selbe Hostel buchen und ich musste in einem vierzig Minuten entfernten alten Chamounix Mansion nächtigen. Die Fahrt dorthin war sehr unterhaltsam, denn der Taxi Fahrer war offensichtlich sehr interessiert an Deutschland. Naja sehr teuer war es trotzdem. Am folgenden Morgen musste ich um Geld zu sparen mit dem Bus fahren. Die Haltestelle war einen 15 Minuten Fußmarsch entfernt, den ich mit dem ganzen Gepäck bestreiten musste. Glücklicherweise hielt auf halber Strecke eine Frau mit ihrem Auto an und fragte ob sie mich mitnehmen könnte. Natürlich sagte ich ja und als ich eingestiegen bin fiel mir schlagartig der riesengroße Aschenbecher in der Mittelkonsole auf, der übervoll mit Dutzenden von Zigarettenstummeln war. Während der fünf Minuten Fahrt schaffte die Dame es auch 1,5 Zigaretten zu rauchen. Leider habe ich trotz allem meinen Bus verpasst und musste noch eine halbe Stunde auf den nächsten warten. Die Busfahrt dauerte geschlagene siebzig Minuten und deshalb kam ich auch viel zu spät zum vereinbarten Treffpunkt mit den Mädels, aber das interessante war, dass ich durch den dreckigen, armen Vorstadt Speckgürtel von Philadelphia gefahren. Bilder die ich wohl so schnell nicht mehr vergessen werde: Heruntergekommene Häuser, zerbrochene Fenster, kaputte Autos am Straßenrand die nur auf den Achsen stehen, ein beinamputierter schwarzer Opa der in seinem Rollstuhl auf seiner Veranda sitzt und ins Leere schaut. In Downtown Philly angekommen haben wir begonnen Menschen zur Wahl zu registrieren. Um in den USA wählen zu können, muss man sich erst in einer der zahlreichen Parteibüros oder auf der Straße registrieren lassen. Es gibt in diesem Land nicht so etwas wie ein zentrales Einwohnermelde-register, dass diese Arbeit ersetzen könnte und deshalb sind wir durch die Straßen von Philadelphia gezogen (Zitat Bruce Springsteen) und haben versucht möglichst viele Leute (sepziell junge Schwarze) anzusprechen und sie zu registrieren, falls sie es noch nicht waren. Leider war die Aussicht auf Erfolg recht gering, da es der letzte Tag war und so gut wie jeder schon registriert war. Ich selbst konnte den ganzen Tag über nur fünf Menschen finden und registrieren und als wir am späten Nachmittag wieder im Büro zurück waren, gab ich etwas kleinlaut meine Registrierungen ab. "Ich hatte leider nicht soviel Erfolg." - "Solange du eine Person gefunden hast, hast du Barack Obama schon sehr geholfen. Vielen Dank Florian." Dieser Satz war sehr beeindruckend und vielleicht werde ich ihn auch in meinen Campaign-Text einbauen. Unsere Registrierungsarbeit haben wir mit einem Sightseeing-Trip verbunden. Philadelphia ist eine schöne Stadt, nicht so monströs wie New York und nicht so bürokratisch wie Washington. Backsteinhäuser, viele kleine Parks und historische Gebäude. Independence Hall, wo die Bill of Rights und die Declaration of Independence unterzeichnet wurden, die Liberty Bell, die Philophical Society of America deren berühmteste Vorsitzende Benjamin Franklin und Thomas Jefferson waren. Außerdem war ich beim lokalen Kunstmuseum, wo Rocky Balboa in den Filmen die Treppen heraufrennt.
Am Dienstag war Arbeit im Büro angesagt. Wähler anrufen und sie überzeugen Obama zu wählen. Von datenschutzrechtlicher Seite her sehr kritisch, da ich den Namen, Adresse, Telefonnummer, politische Überzeugung, Führerscheinnummer, Sozialversicherungsnummer bekommen hab. Zumindest sofern man diese Angaben bei der Registrierung gemacht hat. Leider konnte ích sogut wie nichts ausrichten beim Phone Banking. Zwar hab ich in etwa 120 Leute angerufen aber leider war fast keiner der Rentner (die meine Zielgruppe waren) zuhause. Eine 89 jährige Frau die ich erreicht habe, konnte leider nicht mit reden. "Tut mir leid, Sie haben mich in einem ganz ganz schlechten Moment erwischt. Ich hab grade gar keine Zeit und muss jetzt sofort los. Ich habe einen wichtigen Termin." Was zum Teufel hat eine 89 jährige Dame für wichtige Termine? Am frühen Abend sollten wir Canvassing machen. Das heißt durch die Innenstadtstraßen ziehen und an Türen klopfen. Gespräche führen, Flugblätter verteilen etcetera. Leider auch hier wenig Erfolg, weil niemand zuhause, obwohl in eigentlich jedem Haus die Lichter gebracht haben, zur Einbrecherabschreckung. Das erste Mal an eine amerikanische Haustür zu klopfen um als Europäer einen Amerikaner davon zu überzeugen, wen er denn wählen sollte, hat schon einige Überwindung gekostet. Aber nach dem ersten Mal wars dann ganz einfach und man ist selbstsicherer geworden. Es war sehr sehr spaßig, denn unsere Gruppe wurde durch Chris, einen Engländer aus London komplettiert. Zu viert sind wir also durch Philly gezogen und haben als Europäer versucht aktiv am amerikanischen Wahlkampf teilzunehmen und Wähler zu beeinflussen.
Diese Tage waren die wohl interessantesten und beeindruckensten des ganzen Semesters bisher. Ich bin noch nicht ganz sicher was mir die ganze Geschichte gebracht hat, aber dennoch war es einfach eine tolle Sache so etwas zu erleben und möglichst altiv mitzugestalten.